Für alle Interessierten, die mehr über die Herborner Spezialität erfahren möchten, haben wir hier ein paar Informationen zum Gebäck sowie einige spannende Details aus der Geschichte unserer Stadt zusammengetragen.
Was ist ein Schlumpeweck?
Laut Rainer Gabriel, Seniorchef der Bäckerei Gabriel, wird der original Herborner Schlumpeweck aus einem leichten Hefeteig zubereitet, allerdings mit weniger Fett und Zucker als sonst beim Hefeteig üblich. Das runde Gebäck wird im Ofen gebacken und aufgeschnitten. Mit Apfelmus gefüllt, kommt der Schlumpeweck dann in eine gefettete Pfanne und wir kurz ausgebacken. Danach wird er mit Zucker, wahlweise zusätzlich mit Zimt bestreut.
Seit wann gibt es den Schlumpeweck?
Laut Information von Stadtarchivar Rüdiger Störkel ist über die Historie des Schlumpeweck (im Gegensatz zur Geschichte des 1511 erstmals urkundlich erwähnten Herborner Fastenbrezels) wenig bekannt. Die Herborner Bäcker hätten seit 1511 das Monopol, Weizenmehlgebäck für den Verkauf zu backen. Das Besondere am Schlumpeweck, nämlich die Apfelmusfüllung und das Erhitzen in der Pfanne, sei – soweit bekannt – nirgends beschrieben. Vermutlich sei der Brauch in Herborn so selbstverständlich und verbreitet gewesen, dass es niemand für nötig gehalten habe, ihn zu dokumentieren, vermutet der Stadtarchivar.
Im Grunde deute die Zubereitung des Wecks auf mittelalterliche Ursprünge. Auch der Spruch aus dem Jahr 1670, der an der schönen Holzverzierung eines Fachwerkhauses in der oberen Fußgängerzone geschrieben steht, weist auf einen frühen Ursprung hin: „Das Löwenpaar, das hält die Warʼ. Die Brezeln und Wecken, gar herrlich sie schmecken.“
Der Name „Schlumpeweck“ entstand vermutlich in Anlehnung an die Tätigkeit des „Schlumpens“ – eine Bezeichnung für die Anstrengung, die Schafwolle nach der Rasur durch einen starren Kamm zu ziehen. Stadtarchivar Rüdiger Störkel vermutet, der Schlumpeweck könnte die Belohnung für fleißige Schlumper gewesen sein, die nach verrichteter Arbeit genossen werden konnte.
Wie beliebt ist der Schlumpeweck?
Auf der Liste der beliebtesten Gerichte Hessens rangiert unser Schlumpeweck immerhin auf Platz 27. Und er hat seine Liebhaber auch über Hessens Grenzen hinaus, wie Bäckereifachverkäuferinnen aus der Herborner Filiale der Bäckerei Gabriel berichten. Gerade freitags, wenn auf dem Kornmarkt der Wochenmarkt stattfindet, kämen viele Kunden, sogar aus dem Siegerland, in die Bäckerei, um sich mit Schlumpeweck zu bevorraten. Viele Kunden kauften die Rohlinge, bewahrten sie zu Hause im Gefrierfach auf und bereiteten sie dann nach Bedarf zu. Vorbestellungen von 60 Schlumpeweck seien freitags keine Seltenheit. Durchschnittlich gehen pro Tag 20 der süßen Köstlichkeiten über die Theke der Bäckerei.
Welch große Fangemeinde der Weck heute noch hat, bezeugt auch eine Anekdote, die Jörg Michael Simmer parat hat, der in der KuSch für die Programmzusammenstellung verantwortlich zeichnet. So sei bei einer Schlumpeweck-Veranstaltung ein Besucher ausschließlich gekommen, um das bekannte Herborner Gebäck zu erwerben. Nachdem er es erhalten hatte, sei er – ohne die Veranstaltung besucht zu haben – wieder davongefahren.