Niederbayerischer Durchblick

Niederbayerischer Durchblick
Django Asül auf der Bühne – das beinhaltet eine gehörige Portion Gaudi, aber auch Schärfe. Derzeit ist er allerdings nicht in Sachen Söder & Co. unterwegs, sondern beschäftigt sich in seinem neuen Programm „Offenes Visier“ mit den Dingen, auf die es im Leben wirklich ankommt: auf Solidarität und einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt.
Dabei holt er allerdings nicht die Moralkeule hervor, sondern eröffnet dem Publikum seine mit prallem Humor gespickten Erlebnisse und Erkenntnisse rund um seine Familie und an seinem an sechs Tagen in der Woche stattfindenden Stammtisch in seinem Heimatort Hengersberg im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.
Stattdessen erklärt er Herborn zum Sehnsuchtsort für Menschen aus Niederbayern. Hier sei immer was los. Damals gab’s Hexenverbrennungen, heute macht man eine humanere Kultur in einer „KulturScheune“, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Autowaschanlage, einem Hotel und einem Steakhaus steht: „Theater, Essen und auch das Auto sind an einem Ort versorgt.“
Stets amüsant und unterhaltsam zieht der Kabarettist vom Leder und zitiert seinen Stammtischfreund Hans, der zwar Fakten auf den Tisch legt, die aber nicht immer mit den Tatsachen übereinstimmen müssen. Vom Umgang mit Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe kommt er zu der Erkenntnis, dass Schweden und Dänen bei uns sehr beliebt sind, während es Türken und Araber schon ungleich schwerer bei uns haben. „Es sei denn, man hat es mit einem kurdischen Ingenieur zu tun, der ist fast schon ein Schwede. Der Bayer selbst hat da kein Problem mit seiner Identität“, sagt der Stammtischfreund.
Über den Trend, an Zielen Urlaub zu machen, die zu Fuß zu erreichen sind, und dabei das Klima zu schonen, kommt Django Asül zu seinen erotischen Fantasien – und seine Fähigkeit, sich als Immobilienmakler karitativ ausleben zu können, getreu seinem Motto: „Wie können wir in Zeiten sozialer Verunsicherung hilfreiche Zeitgenossen sein?“
„Solidarität ist ein feiner Zug, aber man möchte anderen dabei nicht unnötig zur Last fallen“, bekennt der überzeugte Europäer, der einmal im Jahr auf Malta Ferien macht und darüber philosophiert, wie Malta entstanden ist – und dass die Insel schon im Mittelalter eine Steueroase gewesen sei: „Da könnt Ihr bescheißen – und das ganz legal.“
Als Schüler sei er ein echter Kotzbrocken gewesen, gesteht Django Asül. Er sei intellektuell halt schon viel weiter als seine Mitschüler gewesen, die noch für Meister Eders Pumuckl schwärmten, während er bereits auf Italo-Western und Clint Eastwood stand. Mit Karl May habe er dagegen nichts anfangen können: „Ein Ossi, der Western schreibt – finde den Fehler.“
Mit dem Schreiben seiner Biografie habe er noch Zeit, obwohl sich sein Stammtischbruder Hans schon als Ghostwriter angeboten habe: Der könne tolle Geschichten schreiben, die er aber erst mit ihm absprechen müsse – damit er nicht aus Versehen die Wahrheit schreibt.
Es war ein kurzweiliger Abend, dargereicht von einem um keine Antwort verlegenen Erzähler, der jeden Tag an seiner Zukunft vorbeiläuft – nämlich am Altenheim und am Friedhof: „Das gibt mir große Zufriedenheit.“

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher