Ordnung machen und aufs Wesentliche reduzieren

Ordnung machen und aufs Wesentliche reduzieren

Was schenkt man einem Minimalisten? Am besten nichts. Olaf Bossi, Schlumpeweck-Gewinner 2018, weiß Rat, wenn es das darum geht, Ordnung in den Haushalt zu bekommen – oder auch nicht.

„Endlich Minimalist … aber wohin mit meinen Sachen!?“ nennt der Stuttgarter Familienvater mit italienischen Wurzeln sein aktuelles Programm, das Lösungsvorschläge anbietet, das Chaos in einer vollgestopften Wohnung zu beherrschen.

Das Publikum in der nicht minder vollgestopften Kulturscheune war jedenfalls begierig auf Tipps in Sachen Minimierung des eigenen Haushalts. Bossis Comedy- und Kabarett-Programm war in Sachen humorvoller Aufgeräumtheit ein absoluter Gewinn.

Eingerahmt von Kartons, in denen Wichtiges von Unwichtigem getrennt wird, bekannte der Vater zweier Kinder, dass er immer auf der Suche nach irgendetwas gewesen sei. Während sich in Wohnung, Kalender und Kopf Gegenstände, Termine und Gedanken türmten, war das Konto immer viel zu schnell leer, und es fehlten Zeit, Freiheit und Zufriedenheit.

Für Olaf Bossi war die Sache klar: Es war Zeit für einen Neuanfang. Doch wie bekommt man Struktur und frische Luft nach der Erkenntnis, dass weniger mehr ist? Was kann weg? Was soll bleiben? Und hat man nicht das Gefühl, dass selbst nach einem Entsorgungsmarathon immer noch alle Regale und Schränke vollgestopft sind? Bossi hat viele Methoden ausprobiert, wie die von Marie Kondo, die verkündet, dass das Aufräumen in den eigenen vier Wänden der Seele bei der Entspannung helfe.

Letztlich plädiert der höchst aufgeräumte Entertainer, Comedian, Musiker, Komponist und Texter dafür, dass es am besten sei, der „Diät der Dinge“ auf einer längeren Urlaubsreise und in spartanisch eingerichteten Hotelzimmern auf den Grund zu gehen. Bücher, die man gekauft und nie gelesen hat, tauchen beim Ausmisten der hinteren Regalreihen wieder auf: „Kochbücher aus der ersten Zeit unserer Ehe, dann Diätbücher“, sagte Bossi.

Doch was kann man noch essen, wenn man auch sich beim Speiseplan in Minimalismus übt? „Je mehr ich über Ernährung weiß, desto schwerer fällt es mir, das Richtige einzukaufen. Warum soll ich Bio-Fleisch von glücklichen Tieren kaufen, wenn es doch viel sinnvoller wäre, die Unglücklichen aus der Massentierhaltung von ihrem Leid zu erlösen?“, fragte Olaf Bossi, der letztlich weiß, dass Fett nur auf den Hüften anderer Menschen gut ist.

Auch seine Musik ist für Bossi eine Frage des Behaltens und Entsorgens, zumal man früher in Liedern gerne den Minimalismus predigte: „Ein kleines bisschen Glück“, „Ein bisschen Frieden“, „Ein Bett im Kornfeld“. Und weil’s halt gar zu schön ist, greift der Barde Bossi zur Klampfe und singt über ein kleines Stückchen Ewigkeit.

Und am Ende räsoniert er über Fluch und Segen der digitalen Welt, der er mit digitalem Minimalismus entgegentritt. „Früher hatte ich noch Zeit für die Liebe. Früher hatte ich Freunde. Das ist jetzt vorbei.“ Statt sich von Netflix, Spotify und Amazon Prime berieseln zu lassen, setzt er auf analoge Lebensweise, wie das Telefonieren vom Handy mit einem klassischen Telefonhörer.

Bossi macht vor, wie man ein leichtes, schuldenfreies, zufriedenes und medial entschlacktes Leben leben kann. Mit seiner Aufrichtigkeit sowie einer großartigen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor bot Bossi ein unvergessliches und unterhaltsam-erheiterndes Abendprogramm.

Gert Fabritius

Helmut Blecher