Jurybegründung Schlumpeweck 2017

Götz Frittrang

Der Mann kommt rum in Deutschland und hat sich aus einem schwäbisch-fränkischen Sozialisierungshintergrund gewissermaßen zu einem „Global Player“ der deutschen Kleinkunstszene entwickelt. Seit etwas mehr als zehn Jahren ist er auf den Bühnen unterwegs und hat sich mit einer höchst unterhaltsamen Mischung aus abstrus pointierten Alltagsbeobachtungen und absurden Gedankenbildern einen festen Platz in der deutschen Kleinkunstszene geschaffen. „Kabarett am Rande des Nervenzusammenbruchs“ – so lautet der Untertitel eines seiner Programme. Durchaus treffend, denn Götz Frittrang wandelt mit seiner Analyse der großen und kleinen Welt an der schmalen Kante zwischen Skurrilität und schonungsloser Realität. Und das erfolgreich und originell. Ein Jurypreis des 10. Herborner Schlumpeweck geht somit zurecht an Götz Frittrang!

Marc Weide

Bereits in der Kindheit wurde er mit dem Entertainment-Virus angesteckt, als er im zarten Alter von elf Jahren Publikums-Assistent bei einem Auftritt von Star-Magier David Copperfield wurde. Seitdem lebt der 26-Jährige für die Zauberei – ein Tag ohne Zaubern ist für ihn ein verlorener Tag. Kreativität und Phantasie sind für ihn wichtiger als HighTech und Großillusionen. Jugendliche Frische, eine enorme Bühnenpräsenz und hohes handwerkliches Können sorgen dafür, dass er ein perfektes „Zaubertainment“ abliefert. Bodenständig, sympathisch, originell. Bei ihm braucht es keinen alten Hut, um das Kaninchen verschwinden zu lassen. Stattdessen verzaubert er – das Publikum und auch ein kleines bisschen unsere Welt. Das war der Jury einen Preis des 10. Herborner Schlumpeweck wert.

Tonträger

Rockn‘ Roll im Kabaretttheater – geht das? Ja, bei diesen vier Jungs aus Berlin ist fast alles möglich. Sie sprengen Grenzen, haben sich in kurzer Zeit zu Shooting Stars der Szene entwickelt und sind doch vor allem eines in der Tiefe ihres Herzens: leidenschaftliche und großartige Musiker, echte Rock’n Roller eben, die aber auch Ausflüge in die Parallel-Universen des Schlagers oder Indie-Pop nicht scheuen. Im Gegenteil: Sie machen sie sich zu eigen und etwas ganz Besonderes daraus. Aber sie sind noch viel mehr: feinsinnige Texter und gute Entertainer etwa, die viel mehr zu bieten haben als „Rockn‘ Roll & Schabernack“, wie es als Subtitel zu dem Namen der Formation zu lesen ist. Sie sind ein wunderbares Gesamtkunstwerk: Einzig und nicht immer artig. Laut, aber manchmal auch leise. Humorvoll, aber auch melancholisch. Kurzum: Ein Jury- und der Publikumspreis des 10. Herborner Schlumpeweck gehen in diesem Jahr völlig zurecht an „die schönste Band westlich des Äquators“ (wie Facebook meint) mit Daniel Bombei, Johannes Wolff, Jonathan Richter und Lennart Schilgen, alias TONTRÄGER.