René Steinberg

„Wer lacht, zeigt Zähne!“ So heißt sein neues Programm, und jeder Zahnarzt hat bei seinen Auftritten freien Blick auf viele Kauwerkzeuge des abendlichen Publikums. Er verbindet kabarettistische Ansätze mit den Mitteln der Comedy und bedient sich dabei geschickter Montagen aus O-Tönen und Parodie, um sein Anliegen deutlich zu machen. Mit hoher Bühnenpräsenz vermeidet er es jedoch – wie andere Kollegen dieses Genres – über seine eigenen Gags selbst am längsten zu lachen, sondern esu_tabliert sich so als ernst zu nehmender Comedian, der dieses bei Kleinkunstpreisen oftmals am Rande stehende Genre auf den deutschen Bühnen weiter voranbringen kann. In diesem Sinne: „Glück auf“ ins Ruhrgebiet und ein Herborner Schlumpeweck 2012 von der Jury für René Steinberg.

Muttis Kinder

Würde das Publikum aufgefordert werden, eine Begründung zu formulieren, warum man ihnen ein Preis geben sollte, dann könnte sich das so anhören: Sie stehen für eine Weiterentwicklung des klassischen Acapellagesangs, die über den Liedrahmen hinaus Geschichten erzählt und in ihrem gruppendynamischen Prozess die Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Kommunikation kabarettistisch überzeichnet und dadurch sichtbar macht. In ihrer Unmittelbarkeit und Spielfreude wirken Claudia Graue, Marcus Melzwig und Christopher Nell ansteckend und machen Mut, eventuell aufkommende Probleme des Zusammenlebens mit Hilfe gesangstechnischer Lösungen anzugehen. Vielleicht würde das Publikum aber auch nur sagen: Was für ein GEILER Abend. Der Publikumspreis des Herborner Schlumpeweck 2012 für: Muttis Kinder!

Marcus Jeroch

„Wenn Worte keine Sprache wären“, dann könnte sich dieser ann trotzdem mitteilen. Er bietet eine ureigene Mischung aus Clownerie, Akrobatik und dem Umgang mit dem gesprochenen Wort, die es so, innerhalb der deutschsprachigen Kleinkunstszene, kein zweites Mal gibt und die unserer Alltagssprache zusätzliche Ebenen erschließt. Ein Phänomen, das dazu führt, dass man sich nach einem Abend mit diesem Sprachkritiker dreimal überlegt, was genau man eigentlich sagen will. Somit trägt Marcus Jeroch ganz entschieden und mutig zur Rettung der Deutschen Sprache vor allgemeiner Verflachung bei und ganz nebenbei ist er auch der größte Verfechter einer ordentlichen Portion Bühnenstaub im Haar. Ein Jurypreis des Herborner Schlumpeweck 2012 geht an Marcus Jeroch!

Ensemble Weltkritik

„Im Westen nichts Neues“ – aber im Osten schon. Auch diese beiden Künstler kommen aus einem Teil der Republik, in dem Innovation und fundierte Bühnenausbildung zu stimmig schrägen Bühnenfiguren führen. Sie stehen für politisches Kabarett das sich, versteckt hinter Hilflosigkeit und Dilettantismus, über sich selbst lustig macht. Erst auf den dritten Blick ahnt man die Professionalität von Bettina Prokert und Maxim Hofmann und stellt fest, dass man den beiden Künstlern auf den Leim gegangen ist. Dieses Gesamtkunstwerk, welches hinterhältig komödiantisch daher kommt und ein Lachen provoziert, das einem immer wieder im Halse stecken bleibt, ist als Kleinkunst getarnte große Kunst. Ein Jurypreis des Herborner Schlumpeweck 2012 geht an das Ensemble Weltkritik!